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Gewalt überwinden

05/2000


Zu diesem Heft


Die Kriminalstatistik zeigt eine deutliche Zunahme von Gewalttaten bei Kindern und Jugendlichen. Ihre Hemmschwelle zur Gewalt ist in den letzten Jahrzehnten offensichtlich gesunken, die Aggressivität der meist männlichen Jugendlichen ist brutaler geworden.


Im ersten Teil dieses Heftes zum Dekadethema des Ökumenischen Rat der Kirchen „Gewalt überwinden“ haben wir einen Akzent auf das Thema Jugendgewalt gelegt. Wir haben nach den psychologischen aber auch nach den strukturellen Ursachen gefragt. Vor allem haben wir konkrete Beispiele gesucht, die erfolgreich zeigen, wie Jugendliche von Gewalttaten abgehalten werden können.


Die Psychologin Anneke Reese vom Münchner Institut für Therapieforschung benennt in ihrem Beitrag die persönlichen Entwicklungsbedingungen für Gewalt. Eltern und Erziehern weist sie eine entscheidende Rolle zu. Denn, so ihre These: Aggressives Verhalten ist gelernt – soziales Verhalten ebenso. In diesem Sinn ist der Friedenspädagoge Uli Jäger überzeugt, dass sich Frieden und Konfliktfähigkeit lernen läßt, auch auf internationaler Ebene. Der Verein für Friedenspädagogik Tübingen

e. V. hat „Zehn Regeln für konstruktive Konfliktverläufe“ erarbeitet, die an dieser Stelle zum erstenmal

veröffentlicht werden.


Welche konkreten „Schritte gegen Tritte“ gibt es? Zwei Jugendprojekte stehen beispielhaft für gelungene Schritte zur Überwindung von Gewalt. Die brandenburgische Gemeinde Joachimsthal hat 1995 eine Rockband gegründet um Jugendliche aus der rechten Szene wegzulocken. Heute sind rechte Sprüche in der Gemeinde selten geworden. Am 13. Mai wurde dieses Jugendprojekt von der Martin-Niemöller-Stiftuung mit dem Julius-Rumpf-Preis ausgezeichnet. In Hamburg-St. Pauli sind Gewalttätigkeiten auf der Straße unter Kindern und Jugendlichen keine Seltenheit. Wie in anderen Problemstadtteilen auch. Die Schule hat Breakdancekurse angeboten, ebenfalls erfolgreich.


Gewalt ist an der Schule zur Zeit kein Thema mehr. „Überwindung von Gewalt“ ist nicht nur ein lokales, sondern ein zentrales Thema der weltweiten Ökumene geworden. Kirchen wollen sich damit beschäftigen, wie sie konkret dazu beitragen können, dass weniger Gewalt geschieht. Einen Erfolg konnte eine kirchliche Kommission in Kolumbien erzielen. Unter Mitwirkung der Evangelischen Akademie Bad Boll“ wurden Verhandlungen mit der Guerilla über eine Waffenruhe geführt und dabei die Befreiung einer entführten Flugzeugcrew bewirkt. Akademiedirektor Jo Krummacher schildert seine Erfahrungen und die Perspektiven für den Beginn eines seriösen Friedensprozesses.


Klaus Heidel betont in seinem Beitrag, dass die Dekade im Kontext der Erfahrungen der ökumenischen

Bewegung gesehen und als eine zentrale Dimension ökumenischer Existenz verstanden werden müsse. Sie sei eben eine „Sonderveranstaltung des fernen Ökumenischen Rates“.


Im Alter von 75 Jahren ist Jaroslav Ondra gestorben. Der Theologe aus Prag war der Jungen Kirche seit den sechsziger Jahren eng verbunden, wurde 1991 ihr ständiger Mitarbeiter und ist vielen ein enger Freund geworden. Martin Stöhr wird im nächsten Heft mit einem Nachruf an ihn erinnern.


Liebe Leserinnen und Leser! Wie Sie sicherlich schon bemerkt haben, haben die letzten Hefte jeweils einen Themenschwerpunkt. Die Redaktion bemüht sich ein Thema aus unterschiedlichen Perspektiven, manchmal auch kontroversen Blickwinkeln, zu beleuchten. Das Konzept der themenorientierten Hefte hatte bislang eine gute Resonanz. Das Heft zum Schwerpunkt Pazifismus ist bereits vergriffen. Trotzdem wird es immer wieder einige „gemischte Hefte“ geben. Wir hoffen, das Ihnen unsere Hefte gefallen, und freuen uns über Rückmeldungen.


Liebe Grüße aus dem sonnigen Norden.

Ulrike Plautz


Beiträge aus dieser Ausgabe


Frieden lässt sich lernen

Uli Jäger


Rock für Toleranz

Beatrix Spreng


Wie konnte das nur passieren?

Anneke Reese


„Besser als zuschlagen“

Ulrike Plautz


Kirchen auf der Suche nach Versöhnung

Klaus Heidel


Frieden für Kolumbien

Jo Krummacher



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Die aktuellste Ausgabe der Junge.Kirche ist in unserem Shop als Printausgabe erhältlich.

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