Ausgabe 04/2009
Liebe Leserin, lieber Leser,
Christiane Dannemann, die lange Jahre Mitglied des Herausgeber/innenkreises der Jungen Kirche war, ist am 11. September im Alter von 55 Jahren gestorben. Wir sind sehr traurig, dass sie nicht mehr bei uns ist. „Nun ist sie heimgekehrt in die Stadt des Friedens, an den Tisch der Gerechtig-keit und in den Garten der Heilung“, sagt Gabrie-le Scherle in der Beerdigungspredigt, die Sie in diesem Heft lesen können.
Stadt des Friedens, Tisch der Gerechtigkeit, Garten der Heilung. Unsere Realität ist weit von diesen Worten der Verheißung entfernt. Vor unseren Augen wird die Kluft zwischen arm und reich immer größer, und den Nutznießern dieser Entwicklung gelingt es immer wieder, sich Mehr-heiten zu erkaufen. Ist es so einfach? Ja. Und nein. Denn es gibt, wie mein Lehrer Bert ter Schegget zu sagen pflegte, auch so etwas wie eine Schwerkraft des Bösen. „Wir haben nicht nur mit Fleisch und Blut zu kämpfen“, schreibt Paulus (Epheser 6,12), wenn er über die Kräfte nach-denkt, die einer versöhnten Erde entgegenarbei-ten. D. h. dass die Fragen, wo wir denn das not-wendige Durchhaltevermögen und die genauso notwendige Leichtfüßigkeit finden, Teil dieses Kampfes sind. Macht es Sinn, sich zu engagieren?Gibt es überhaupt etwas Stärkeres als Geld in die-ser Welt?
In seinem Nachruf in diesem Heft erinnert Hans-Jürgen Benedict an die Predigt von Christiane Dannemann zur Festveranstaltung „70 Jahre Junge Kirche“, die wir im ersten Heft der erneu-erten Jungen Kirche 2004 veröffentlicht hatten. Christiane hat über den Propheten Elia gepredigt, über seine Müdigkeit im Kampf gegen die Herren der Welt. Und darüber, wie jemand ihm die Hand auf die Schulter legte, ihm etwas zu essen gab und sein Vertrauen wieder weckte. Wir haben die Worte Christianes als Zeitansage für unsere Ge-sellschaft und auch für uns selber verstanden. Wir können die Wüste nicht überspringen. Wir können den Zorn, die Trauer und die Müdigkeit nicht einfach negieren. Wir brauchen eine Hand. Eine Geste. Etwas Brot und einen Schluck Wein. Christiane ist „heimgekehrt in die Stadt des Frie-dens, an den Tisch der Gerechtigkeit und in den Garten der Heilung“. Von dort wird sie bei uns sein. Das wollen wir glauben.
Gerard Minnaard
Verantwortlich für den Focus: Christian Reiser, Stefan Weiß, Klara Butting, Ruth Poser, Martin Rosowski
Beiträge aus dieser Ausgabe
Biblische Väter
Jürgen Ebach
Vaterbilder und Männerrolle – biografische Skizze
Stefan Weiß
Wo harte Machos weinen lernen
Ingvild Mathe-Anglas
Zwischenruf
Faites vos jeux!
Matthias Lehnert
Neue Wege für Jungs
Miguel Diaz
Von welchem Gott erzählen wir den Jungen?
Jochem Westhof
Jesus der Mann
Martin Leutzsch
Geschlecht – Kultur – Natur
Ruth Poser und Martin Rosowski
Von der Vermittlung des Heiligen
Martin Rosowski
Zum Mann geworden
Christian Reiser
Männerinitiation – wieso, warum?
Interview mit Richard Rohr
Glaube und Kunst
Unfair gefischt – Armut aufgetischt
Forum
Wie ein Riss …
Peter Scherle
Reiche und Arme am Runden Tisch
Ein Aufruf an christliche Gemeinden
Versöhnung – Ein Weg
Roswitha Jarman
Ein Aufruf an christliche und jüdische Gemeinden
in der ganzen Welt
Die Junge Kirche im Dritten Reich
Ralf Retter
Aufbruchstimmung im Weltkirchenrat
Christina Biere
Mensch, wo bist du?
Klara Butting
Sozialgeschichtliche Bibelauslegung
Das Hohelied der Liebe
Luise Schottroff
Predigt
Beerdigungsansprache für Christiane Dannemann
Gabriele Scherle
Geh hin und lerne!
Wo der Heilige wohnt
Gernot Jonas und Paul Petzel
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