Ausgabe 01/2005
Liebe Leserin, lieber Leser,
in unserer Gesellschaft wird zurzeit ein starkes Autonomiebedürfnis der Einzelnen laut. Immer wieder ist die Rede von „selbstbestimmtem Sterben“. PatientInnenverfügungen sind in aller Munde. Aber neben dem Bedürfnis nach Selbstbestimmung steht unser Angewiesensein auf andere Menschen und auf Gott – gerade im Angesicht des Todes –, unser Einstehen für das Miteinander von Menschen.
In der Focusgruppe gab es kontroverse Positionen in der Einschätzung der PatientInnenverfügungen und unserem Umgang mit Sterbehilfe. Diese verschiedenen Stimmen möchten wir hörbar machen.
Wir nähern uns dem Thema „sterben lernen“ von ganz unterschiedlichen Seiten – sowohl von der politischen Diskussion um Sterbehilfe und PatientInnenverfügung, als auch von Erfahrungen aus Sterbebegleitung und Hospiz-bewegung. Wir hoffen, dass es gelingt, die z. T. verhärteten Positionen zu öffnen, Ansätze zusammenzustellen, die eines gemeinsam haben: am Wert unseres Lebens festzuhalten, menschenwürdiges Leben und Sterben zu ermöglichen.
Dass es tagtäglich tausendfaches Sterben gibt, wo keine/r mehr nachdenken kann, wie gestorben wird – diesen weltweiten Horizont im Blick zu behalten und doch an der Ernsthaftigkeit der Diskussion um individuelles Sterben in unserer Gesellschaft festzuhalten, das zählt zu den politischen Herausforderungen unserer Zeit.
Geertje-Froken Bolle und Gerard Minnaard
Verantwortlich für den Focus: Sebastian Baer-Henney, Geertje-Froken Bolle, Monika Kindsgrab, Pieter Roggeband, Hildburg Wegener
Beiträge aus dieser Ausgabe
Der Tod wird nicht mehr sein
Klara Butting
Alles unter Kontrolle bis zum bitteren Ende?
Sigrid Graumann
Sterbehilfe ist nicht unverantwortlich
Pieter Roggeband
Selbstbestimmtes Sterben?
Dieter Schellong
Patientenverfügung
Renate Knüppel und Erika Feyerabend
Die jüdische Sicht auf Leben und Tod
Sasja Martel
Sterben zu Hause – begleitet
Regine Lünstroth
Sterben lernen …
Die Hospizbewegung in den neuen Bundesländern
Geertje-Froken Bolle
Zwischenruf
Wider den kolonialistischen Blick
Martin Stöhr
Dasz ich nicht sein konnte …
Friederike Mayröcker (Gertrud und Gunther Schendel)
Begleitung – ohne Worte ?
Monika Kindsgrab und Geertje-Froken Bolle
Wenn ich an meinen Tod denke …
Glaube und Kunst
Die Grabtücher von Heinz F. Meyer
Werner Steinbrecher
Ein Lebensbericht
Herma Osterkamp
Literatur und Musik zum Thema
Forum
Die Bibel in gerechter Sprache am Beispiel der Begriffe Sünde und Gnade –
Ein Interview mit Klara Butting und Claudia Janssen
Kerstin Schiffner
Die Bibel in gerechter Sprache –
Ein Briefwechsel zwischen Jürgen Ebach und Fulbert Steffensky
Amerikanisches Christentum und die Wiederwahl von Georg W. Bush
Marian Ronan
Treffpunkt Umsonstladen
Claudia Ostarek
Bonhoeffers Wende von einer akademischen zu einer praktisch engagierten Theologie
Karl Martin
Sozialgeschichtliche Bibelauslegung
1. Mose 22, 1—19: Eine wahnsinnige Hoffnung
Dick Boer
Predigt
Predigt nach dem Tod eines Freundes
Gerard Minnaard
Geh hin und lerne!
Ars moriendi bei den Rabbinen
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