Die Landschaft der Bibel lesen lernen
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Die Stimme, die dich ruft
Ich gebe zu, dass ich nie allein die Bibel lese. Die Texte sind mir fremd und die Ruhe, die nötig ist um sie zu lesen, fehlt mir. Ich lese die biblischen Texte aber schon viele Jahrzehnte mit anderen gemeinsam. Das passiert auf unseren Bibel-Lese-Wochen, die in Knesebeck angefangen haben und seit gut zehn Jahren an der Woltersburger Mühle stattfinden. Immer wieder bin ich überrascht, wie besonders und wie aktuell die Texte sind, wenn man sich auf sie einlässt.
Die Bibel ist ein schwieriges Buch. Das hat nicht nur damit zu tun, dass die Texte aus einer weit entfernten Kultur und einer weit entfernten Zeit stammen. Die Texte sind manchmal auch sehr konstruiert. Das ist ein Problem, denn wir haben uns an kurze, einfache Texte mit packenden Überschriften gewöhnt. Ich habe gelernt, mich nicht auf die schwierigen Stellen zu konzentrieren, sondern von den Stellen auszugehen, mit denen ich etwas anfangen kann. Manchmal sind die Texte aber auch so brutal oder patriarchal, dass sie uns abschrecken. Und manchmal wiedersprechen die Texte einander, so dass wir nicht recht wissen, was „die“ Bibel nun eigentlich sagen will. Doch, gibt es „die“ Bibel überhaupt? Auf jeden Fall spricht die Bibel nicht mit einer Stimme. Das macht es schwer, biblisch zu argumentieren. „Die Bibel sagt …“ ist ein schwaches Argument, denn es wird nicht schwierig sein, zu dem gleichen Thema ein biblisches Gegenargument zu finden. Aus diesem Grund führt es selten weiter, wenn wir einander mit biblischen Zitaten zu überzeugen versuchen. Entscheidend sind nicht die Buchstaben, sondern entscheidend ist der Geist, der in den Buchstaben verborgen liegt.
Wenn wir die Bibel lesen, betreten wir einen Gesprächsraum, in dem uns viele Menschen begegnen, die miteinander darum ringen, Auswege aus Unrecht und Gewalt zu finden. Wir werden eingeladen, zu hören, was in vielen Generationen in Hinblick auf Gerechtigkeit, Frieden und Geschwisterlichkeit überlegt wurde. Und auf einmal sind auch wir gefragt. Was ist unsere Rolle in dieser Geschichte?
Ich habe die biblischen Texte, auf die ich mich beziehe, frei übertragen, weil ich es wichtig finde, das, was ich meine verstanden zu haben, in einer normalen, nicht kircheninternen Sprache zu kommunizieren. Diese Übertragung mag für Menschen, die mit den biblischen Texten vertraut sind, an manchen Stellen fremd und überraschend sein. Vielleicht ist das aber auch nicht verkehrt.
Gerard Minnaard
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